Versicherungen für Selbstständige. Freiberufler & Freelancer

Versicherungen für Selbständige – Welche brauche ich?

Als Selbstständige*r trägst du nicht nur die Verantwortung für dein Unternehmen, sondern auch für deine eigene Absicherung. Ohne Versicherungen geht es nicht. Doch welche Versicherungen sind wirklich notwendig? Und welche können optional abgeschlossen werden? 

In diesem Artikel stellen wir dir die wichtigsten Versicherungen für Selbstständige vor und erläutern, welche Aspekte bei der Versicherungswahl zu beachten sind. Denn eine sinnvolle Absicherung kann im Ernstfall den Fortbestand deines Unternehmens und des eigenen Lebens sichern.

Wie finde ich meinen Versicherungsbedarf heraus?

Versicherungen gibt es wie Sand am Meer. Du kannst dich sowohl privat als auch in deinem Business unter- oder überversichern. Um das zu vermeiden, solltest du dir vor Versicherungsabschluss über einige Dinge im Klaren sein. 

Wichtig ist vor allem zu wissen:
  • Wo liegen deine Risiken? (beispielsweise liegen bei IT-Berater*innen höhere Risiken eines Cyberangriffs als bei Handwerker*innen)
  • Wie wahrscheinlich ist es, dass dieses Risiko eintrifft?
  • Welcher finanzielle Schaden kann dadurch für dich entstehen? 

Bestimmt hast du bereits die ein oder andere Versicherung, da viele zu den sogenannten Pflichtversicherungen zählen. Dazu gehören in Deutschland für jede*n Bürger*in: die gesetzliche Rentenversicherung (gilt jedoch nicht für alle Selbstständige), Krankenversicherung, Berufshaftpflichtversicherung, Betriebshaftpflichtversicherung und, sofern zutreffend, Kfz-Haftpflichtversicherung, Jagdhaftpflichtversicherung und Tierhalterhaftpflichtversicherung.

Abgesehen davon solltest du dir angewöhnen, in regelmäßigen Abständen die Kosten- & Leistungen deiner bestehenden Versicherungen mit aktuellen Angeboten zu vergleichen, um nicht zu viel für weniger Leistung zu bezahlen. 

Die wichtigsten Versicherungen für Selbstständige im Überblick

1) Haftpflichtversicherungen

Es gibt unterschiedliche Arten von Haftpflichtversicherungen, die je nach Tätigkeit und individuellem Bedarf abgeschlossen werden können. Die Berufshaftpflichtversicherung sichert dich gegen Schäden ab, die während deiner beruflichen Tätigkeit entstehen können. Diese Versicherung ist insbesondere für Selbstständige mit hohem Schadensrisiko wie Ärzt*innen, Hebammen oder Handwerker*innen unerlässlich. Sollte es zu einem Schaden kommen, werden durch die Versicherung die Kosten für die Schadensregulierung und etwaige Schmerzensgelder oder Verdienstausfälle übernommen. 

Für Architekt*innen, Ingenieur*innen und Baumeister*innen kann eine Berufshaftpflichtversicherung übrigens verpflichtend sein. Dies hängt von den jeweiligen Berufsordnungen der Bundesländer ab. 

Eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung hingegen schützt Versicherungsnehmer*innen gegen finanzielle Schäden, die durch fehlerhafte Beratung oder Planung entstehen können. Diese Versicherung ist vorwiegend für Berufsgruppen wie Steuerberater*innen oder Anwält*innen von Bedeutung.

Die Betriebshaftpflicht sichert deine gesamte Firma ab, inklusive Mitarbeiter*innen. Sie ist sinnvoll, sobald du Angestellte in deinem Betrieb hast, um vor Schadensforderungen durch etwaige Fehler zu schützen.  

2) Berufsunfähigkeitsversicherung (BUV)

Die BUV ist eine optionale Versicherung gegen den Fall, dass du aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls dauerhaft nicht mehr in der Lage bist, deinen Beruf auszuüben. Für Selbstständige ist eine BUV besonders wichtig, da man nicht wie Angestellte auf eine gesetzliche Absicherung wie die gesetzliche Rentenversicherung zurückgreifen kann. Solltest du als Selbstständige*r berufsunfähig werden, kann dies schnell existenzbedrohend werden. Die Berufsunfähigkeitsversicherung springt in diesem Fall ein und zahlt eine monatliche Rente, um deinen Verdienstausfall auszugleichen.

Jedoch gibt es unterschiedliche Tarife, die unter anderem eine hohe Flexibilität bieten und auf die speziellen Anforderungen von Selbstständigen zugeschnitten sind. Auch Berufsgruppe und der individuelle Gesundheitszustand spielen eine wichtige Rolle bei der Wahl der passenden BUV. Es empfiehlt sich daher, dass du dich von einem unabhängigen Versicherungsmakler beraten lässt und verschiedene Angebote vergleichst, um die passende für dich zu finden.

Gut zu wissen: Die BUV tritt erst dann in Kraft, wenn du mindestens 6 Monate nicht imstande sein wirst, deinem zuletzt ausgeübten Beruf nachzugehen (bis dahin wird es über das Tagegeld der Krankenversicherung geregelt). Ein Versicherungsfall liegt bereits dann vor, wenn du zu 50 % durch körperliche oder geistige Einschränkungen nicht mehr deiner Arbeit nachgehen kannst.

Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist möglich als:
  • eigenständige Versicherung – dies ist meist die günstigste Variante, kann jedoch nicht steuerlich geltend gemacht werden.
  • Risiko-Lebensversicherung mit Einbezug einer BU-Zusatzversicherung.
  • Kapital- oder Rentenversicherung inkl. einer BU-Zusatzversicherung.
  • Basisrente („Rürup-Rente“) inkl. einer BUZ – hier kann der gesamte Betrag innerhalb steuerlicher Grenzen abgesetzt werden.
  • In Kombination mit einer Fondsanlage als Überschussvariante –Versicherer*innen kalkulieren den Bruttobetrag, welcher sich vom Zahl- bzw. Nettobetrag unterscheidet. Wenn nun Überschüsse entstehen, können diese gutgeschrieben oder in einen Fond angelegt werden, den du dann ausbezahlt bekommst, sofern du nicht berufsunfähig geworden bist.

Exkurs: Dread-Disease-Versicherung

Diese ist im Grunde aufgebaut wie eine Lebensversicherung. Bei Versicherungsabschluss gibst du eine spezifische Krankheit an; falls du an dieser Krankheit erleidest, erhältst du eine einmalige Summe ausgezahlt.

Eine solche Police ist hauptsächlich für körperlich Aktive, wie Personal Trainer, zu empfehlen.

3) Krankenversicherung

Als Selbstständige*r hast du die Wahl zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung. Die Entscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Gesetzliche Krankenkasse

In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gibt es keine Risikozuschläge oder Altersrückstellungen, da die Beiträge nach deinem gesamten Einkommen berechnet werden. Es gibt einige Einschränkungen, wie etwa keine freie Arztwahl oder Wahl der Krankenhäuser. Zudem gibt es keine Möglichkeit, Zusatzleistungen wie eine Chefarztbehandlung oder ein Einzelzimmer im Krankenhaus zu erhalten.

Die Vorteile der GKV im Überblick: 

  • Leistungen sind für deine medizinische Grundversorgung angelegt.
  • Dein Beitrag ist ein prozentualer Anteil deines Einkommens. Bei gering verdienenden Selbstständigen wird ein fiktives Monatseinkommen von 1.131,67 EUR zugrunde gelegt, was zu einem Mindestbeitrag von ungefähr 158 EUR pro Monat führt. 
  • Dein*e Ehepartner*in und Kinder können beitragsfrei mitversichert werden.

Private Krankenkasse

Die private Krankenversicherung (PKV) bietet hingegen eine hohe Flexibilität und große Auswahl an Tarifen und Leistungen. Als Selbstständige*r kannst du hier individuelle Versicherungspakete zusammenstellen und auf deine Bedürfnisse zuschneiden lassen. Wenn du noch jung bist, wirkt eine PKV oft verlockend durch die günstigeren Beiträge. Allerdings steigen diese im Alter stärker an. 

Die Vorteile der PKV sind:
  • Es besteht ein umfangreicheres Leistungsangebot.
  • Du kannst deinen Tarif nach deinen Wünschen frei wählen.
  • Bist du jung und ohne Vorerkrankungen zahlst du deutlich weniger.

Achtung: Ein Wechsel von der privaten Krankenversicherung zur gesetzlichen ist in der Regel nicht möglich.

Die Wahl deiner Krankenversicherung bestimmt auch die Pflegeversicherung: In der gesetzlichen Krankenversicherung ist diese automatisch inkludiert. Bei einer PKV musst du die Pflegeversicherung zusätzlich abschließen. Dies wird für gewöhnlich direkt bei Abschluss einer solchen Versicherung angezeigt. 

Auf http://www.gesetzlichekrankenkassen.de/ kannst du dein persönliches Leistungspaket zusammenstellen und herausfinden, welche Krankenkasse am besten zu deinen Bedürfnissen passt.

Gut zu wissen: Bist du selbstständiger Künstler*in oder Publizist*in kannst du dich über die Künstlersozialkasse (KSK) bei einer gesetzlichen Krankenversicherung versichern lassen. Das bringt den Vorteil, dass du nur die Hälfe der Beiträge bezahlen musst, die andere Hälfte wird vom Bund und die Künstlersozialabgabe finanziert.  

4) Unfallversicherung 

Eine Unfallversicherung für Selbstständige ist eine wichtige Absicherung gegen die finanziellen Folgen von Unfällen im beruflichen und privaten Bereich. Im Gegensatz zur gesetzlichen Unfallversicherung, die nur für Angestellte gilt, bist du als Selbstständige*r nicht automatisch abgesichert und musst eine private Unfallversicherung abschließen.

Diese zahlt im Falle eines Unfalls eine Einmalzahlung oder eine Rente, um den Verdienstausfall oder andere Kosten wie Behandlungskosten abzudecken. Dabei können Selbstständige individuelle Tarife wählen, die speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Je nach Tarif können auch Berufskrankheiten, Invalidität oder sogar Todesfälle abgesichert werden.

5) Pflegebedürftigkeitsversicherung

Die Pflegebedürftigkeitsversicherung (Pflegeversicherung) ist eine wichtige Absicherung für den Fall, dass du im Alter oder aufgrund einer Krankheit pflegebedürftig wirst und Unterstützung bei der Bewältigung deines Alltags benötigst. Auch für Selbstständige kann eine Pflegeversicherung sinnvoll sein, da sie im Falle der Pflegebedürftigkeit die hohen Kosten für professionelle Pflege abdecken kann.

Allerdings gibt es in Deutschland bisher keine eigenständige Pflegebedürftigkeitsversicherung für Selbstständige. Du hast als Selbstständige*r jedoch die Möglichkeit, dich freiwillig in der gesetzlichen Pflegeversicherung zu versichern oder eine private Pflegeversicherung abzuschließen. 

In der gesetzlichen Pflegeversicherung werden die Beiträge nach deinem Einkommen berechnet, weshalb sie für Selbstständige mit geringem Einkommen oft preiswerter ist als eine private Pflegeversicherung. Private Pflegeversicherungen bieten hingegen eine höhere Flexibilität und breitere Auswahl an Tarifen und Leistungen. 

6) Altersvorsorge – Langlebigkeitsrisiko

Für Selbstständige ist die Altersvorsorge ein besonders wichtiges Thema, da sie im Gegensatz zu Angestellten nicht automatisch in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen und daher selbst für ihre finanzielle Absicherung im Alter sorgen müssen. Ein zusätzliches Risiko ist das Langlebigkeitsrisiko, also die Gefahr, dass du länger lebst als erwartet und dadurch deine finanzielle Absicherung im Alter nicht ausreicht.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten für Selbstständige, sich für das Langlebigkeitsrisiko abzusichern. Eine Möglichkeit ist die private Rentenversicherung, die monatliche Rentenzahlungen im Alter garantiert. Eine weitere Möglichkeit sind Investmentfonds oder Aktien, die langfristig eine höhere Rendite erzielen können, jedoch auch mit einem höheren Risiko verbunden sind.

Zudem gibt es staatliche Förderungen für die Altersvorsorge, wie die Riester- oder Rürup-Rente, von denen du auch als Selbstständige*r profitieren kannst. Diese Formen der Altersvorsorge bieten steuerliche Vorteile und garantieren eine Mindestrente.

In jedem Fall ist es wichtig, dass du dich frühzeitig auch mit dem Thema Altersvorsorge auseinandersetzt und regelmäßig Geld für die Rente zurücklegst. 

Branchenspezifische betriebliche Versicherungen 

Je nachdem in welcher Branche du tätig bist, ist es wichtig zusätzliche Versicherungen für mögliche Betriebsrisiken abzuschließen. Dazu zählen: 

  • Rechtsschutzversicherung
    Du kannst dich entweder als Inhaber*in über eine Berufsrechtsschutzversicherung oder mit deinen Mitarbeiter*innen über einen Firmenrechtsschutz versichern lassen. Bei Rechtsstreitigkeiten kann dich diese Versicherung vor hohen Kosten schützen.
  • Cyber-Versicherung
    Hacking, Datenverlust – das passiert heutzutage immer häufiger, weshalb eine Cyber-Versicherung vor allem für Selbstständige im Onlinebereich in Erwägung gezogen werden sollte, um sich vor solchen Schäden zu schützen.