Mit Reichweite zum Erfolg – ein Interview mit Christoph Kastenholz

Während noch vor einigen Jahren Popstars oder Schauspieler die Trends vorgaben, finden sich die Vorbilder heute auf Instagram, YouTube und Twitter. Auch Unternehmen haben das schnell bemerkt: Längst sind Influencer zu einer festen Größe im Marketing geworden. Doch nicht hinter jedem Social Media Profil steckt ein Freizeitfotograf, der neben dem Studium aus dem Nähkästchen twittert. Professionelle Influencer haben Social Media zum Beruf gemacht und widmen sich in Vollzeit ihrer Präsenz auf den verschiedenen Plattformen. Und das mit Erfolg: Die Großen der Branche können gut von ihrer Reichweite leben und werden bei ihren Auftritten wie Hollywoodstars bejubelt.

Der Hamburger Unternehmer Christoph Kastenholz hat den Trend erkannt und daraus ein erfolgreiches Unternehmen gemacht. Seine Agentur Pulse Advertising, die er 2014 zusammen mit seiner Freundin Lara Daniel gründete, bringt Unternehmen mit Influencern zusammen. Inzwischen ist Pulse Advertising Marktführer mit Büros in Hamburg, New York und Mailand, und arbeitet mit 6000 Influencern mit insgesamt mehr als einer Milliarde Followern zusammen. In unserem Interview erzählt er, wie er es bis hierhin geschafft hat, welche Eigenschaften Influencer mitbringen sollten und was er Anfängern in der Branche rät.

Würdest du uns kurz etwas über dich erzählen? Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, eine Agentur für Influencer Marketing zu gründen?

Mein Co-Founder Lara und ich haben nach unserer Graduation ein Modelabel gegründet, und damit selbst erfahren, wie effektiv Influencer Marketing sein kann. Mit der Zeit haben wir immer mehr Freunde dabei beraten, wie sie am besten für ihre Start-Ups werben können. An einem Sonntag Abend kamen wir dann auf die Idee, ein neues Unternehmen mit dem Fokus Influencer Marketing zu gründen, und haben am gleichen Abend noch die Domain gekauft und zwei Gewerbeanmeldungen abgeschickt. Das war vor etwa drei Jahren, heute sind wir mit etwa 60 Mitarbeitern der Marktführer im Bereich Influencer Marketing.

Was war bisher der größte Erfolg deiner Karriere? Und was war deiner Meinung nach der bislang größte Erfolg von Pulse? Gibt es eine Kampagne oder etwas anderes, worauf du besonders stolz bist?

Im Gegenteil, mein größter Misserfolg definiert am stärksten, woher ich meine Energie nehme. Ich bin mit 17 Jahren viel zu früh an der Uni gestartet, und habe das Studium nicht ernst genommen, hatte keine konkreten Ziele. Das hat mich eingeholt, und ich bin nach 2 Jahren von der Uni geflogen. Das war mein Wake-Up Call, und aus meiner Perspektiv damals Rock-Bottom. An dem Punkt habe ich entschieden, dass ich überlegt entscheide was ich erreichen will, und das kompromisslos verfolge.

Wenn du noch einmal von vorne starten würdest, gibt es etwas, das du heute anders machen würdest?

Früher habe ich oft gedacht, man muss auf die große Idee warten, um sich dann selbstständig zu machen. Am Ende kam es bei uns aber anders, wir haben eben relativ unspektakulär nicht das Rad neu erfunden, sondern ein Modelabel gegründet. Die Erfahrungen damit haben uns auf Influencer Marketing gebracht, so kam Eins zum Anderen. Auch wir lernen immer wieder etwas Neues, aber ich bin stolz auf unsere Entwicklung und glaube genau durch unsere Art sind wir heute da, wo wir stehen.

Was macht für euch als Agentur einen “guten” Influencer aus?

Für uns sind Influencer dann spannend für ein Projekt, wenn sie sowohl subjektiv als auch objektiv gut zu der Kampagne und dem Konzept passen. Subjektiv ist es uns wichtig, dass sie einen besonderen Brand Fit aufweisen, sich die Influencer also mit der Marke und dem Produkt wohl fühlen. Objektiv analysieren wir darüber hinaus die analytische Relevanz für eine bestimmte Marke und individuelle Projekte. Hier sind insbesondere die demographische und geographische Verteilung des Followings, sowie die Social Media Activity der User von Bedeutung.

Gibt es einen klassischen Background (Ausbildung, Studium, Jobs), den die Influencer haben, mit denen ihr zusammenarbeitet?

Es gibt keinen klassischen Background der Influencer, allerdings sind viele zwischen 15 und 30 Jahren alt, und daher noch in der Schule oder der Ausbildung und Uni. Je größer der Influencer, desto schwieriger wird es allerdings, einen regulären Alltag mit dem Geschäftlichen zu verbinden. So wird Social Media dann zum Hauptberuf.

Welche Tipps würdest du jemandem geben, der mit seiner Reichweite Geld verdienen möchte? Gibt es etwas, worauf besonders geachtet werden sollte, wenn ein Vertrag mit einer Firma geschlossen wird?

Ich glaube das Ziel sollte nicht das Geld sein, sondern der Spaß an einem bestimmten Thema und die Unabhängigkeit sich selbst treu zu bleiben. Wenn Partnerschaften mit Marken entstehen ist es wichtig, dass die Produkte und die Marke zum Influencer passen, und Kooperationen eher mittel- und langfristige Laufzeiten haben. Das Ziel ist es ja seinen Followern treu zu bleiben und spannenden Content zu bieten. Man kann also auch “Nein” sagen, wenn eine Marke einen zu einem Projekt überzeugen möchte, man sich persönlich aber nicht wohl damit fühlt.

Hättest du auch noch ein paar Tipps, wie sich ein Influencer als Marke in seinem Bereich am besten etablieren kann. Und welchen Rat würdest du jemandem für die idealerweise organische Erhöhung der Reichweite geben?

Solange man sich selbst treu bleibt, hebt man sich von der Masse ab. Es ist wichtig, regelmäßig und relevant zu posten, entlang einem überlegten Konzept. Instagram ist anders als YouTube, aber generell will man ja eine Bindung zu seinem Following aufbauen, daher muss man aktiv bleiben und auch mit den Followern interagieren, kommentieren, Nachrichten beantworten.

Vielen Dank für das Interview und die Einblicke!